Kriterien für nachhaltigere Informationsreisen

Informations- oder Pressereisen sind ein wichtiges Element für Reiseveranstalter, um für ihr Reiseziel, ihre Hotels und ihre Aktivitäten zu werben. Für die Teilnehmer, oft Journalist:innen oder Reisebüroverkäufer:innen, ist es eine Gelegenheit, ein Reiseziel aus erster Hand kennen zu lernen. Nachhaltigkeitsaspekte standen bisher nicht im Mittelpunkt des Planungsprozesses von Informationsreisen, was eine Chance zur Verbesserung darstellt.

 

Eine nachhaltigere Gestaltung von Info-Reisen bietet Reiseveranstaltern und Reisezielen die Chance, einen Status quo des Reisens zu schaffen und ihre Auswirkungen zu verbessern.

 

Im Rahmen des gemeinsamen Projektes mit dem Spanischen Fremdenverkehrsamt Berlin wurden Kriterien für die nachhaltigere Gestaltung von Informations- und Pressereisen entwickelt.

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Die Kriterien kurz vorgestellt

Eine Pressereise oder auch Fam-Trip lässt sich entlang der Customer Journey in vier Hauptphasen unterteilen:

  • Planung und Einladung
  • Anreise und Fortbewegung in Destination
  • Programm
  • Rückreise und Nachbereitung

 

Die Kapitel des Leitfadens sind in die Hauptphasen der Reise unterteilt. Jedes Kapitel konzentriert sich auf eine der Phasen und bietet detaillierte Einblicke in wichtige Elemente, die bei der Entwicklung einer verantwortungsvollen Inforeise berücksichtigt werden müssen.

Die erste Interaktion zwischen Reiseveranstalter und Teilnehmer:innen der Inforeise ist ein entscheidender Moment. Die Art und Weise, wie die Teilnehmer:innen angesprochen werden, wie das Reiseziel dargestellt wird und wie sich der gastgebende Reiseveranstalter präsentiert: All diese Faktoren prägen den ersten Eindruck, den die Teilnehmer:innen von der Reise, dem Reiseziel und der Organisation haben. Die erste Interaktion bietet die Möglichkeit, diese erste Vorstellung, Erwartungen und das Reiseverhalten der eingeladenen Teilnehmer:innen zu beeinflussen.

 

Kriterien für eine nachhaltigere Planung und Vorbereitung der Reise sind u.a.

  • Der Veranstalter informiert über die aktuelle wirtschaftliche, soziale und ökologische Situation sowie über ergriffene Maßnahmen, beispielsweise Projekte mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit.
  • Die bereitgestellten Informationen fördern nicht nur die Schönheit, sondern gehen auch auf die Herausforderungen ein, mit denen das Reiseziel konfrontiert ist.
  • Der Organisator gibt Einblicke in die Bemühungen der Hotels um verantwortungsvolles Management, wie z.B. den Wasser- und Stromverbrauch, ihre Bemühungen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung, Arbeitsbedingungen und ihr Engagement, verantwortungsvolles Verhalten gegenüber ihren Gästen zu fördern.
  • Die verwendeten Bilder und Informationen stammen aus echten Erlebnissen und vermitteln ein authentisches Bild des Reiseziels.
  • Der Grad der Zugänglichkeit von Unterkünften und Grad der für Aktivitäten erforderlichen körperlichen Leistungsfähigkeit sowie Dienstleistungen, die für Menschen mit besonderen Bedürfnissen angeboten werden können, wird deutlich.

Für die Teilnehmer:innen beginnt die Reise mit dem Antritt der Reise. Da es sich für sie um eine Geschäftsreise handelt, erwarten sie einen reibungslosen und möglichst komfortablen Ablauf, da die Teilnehmer:innen in kurzer Zeit mit vielen Informationen konfrontiert werden. In dieser Phase können viele Elemente angepasst werden, um die negativen Auswirkungen der Reise zu minimieren. Beim Transport im Allgemeinen gelten als Standards bodengebundene und klimafreundlichere Transportmittel, insbesondere öffentliche Verkehrsmittel wie Züge und Busse. Der Einsatz von Flugzeugen sollte nicht die Regel, sondern die Ausnahme sein.

 

Kriterien für eine nachhaltigere Gestaltung der Anreise und Fortbewegung vor Ort sind u.a.

  • Für die Anreise in das Zielland werden nach Möglichkeit bodengebundene und klimafreundlichere Verkehrsmittel genutzt (bspw. öffentliche Busse oder Züge)
  • Bei unvermeidbaren Flügen werden die entstandenen CO2-Emissionen kompensiert.
  • Organisation eines Sammeltransfer vom Ankunftsort zur Unterkunft
  • Willkommensgeschenke stammen aus lokaler Produktion, sind für den Mehrfachgebrauch bestimmt und verstärken keine Stereotypen und Klischees, sondern repräsentieren authentische Handwerks-, Kunst- oder Agrarprodukte des Ziellandes.
  • Eine Verlängerung des Aufenthaltes vor Ort wird angeboten.

Inforeisen dienen oft dem Kennenlernen der Destination, wobei die Hotels oft im Fokus stehen. Um ein Reiseziel wirklich zu verstehen, ist es wichtig, auch zu erfahren, was die lokalen Gemeinden zu bieten haben und welche Rolle sie in der Tourismusbranche dieses Reiseziels spielen.

Daher sollte bei Inforeisen auch die aktive Interaktion mit den lokalen Gemeinschaften gefördert werden, um ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen zu entwickeln, mit denen die Menschen vor Ort konfrontiert sind, welche Bedürfnisse sie haben und wie sie zu einem erfolgreichen Tourismus beitragen. Bei den Partnern und Anbietern, beispielsweise Hotels, sollten deren Bemühungen für eine verantwortungsvolle Form des Tourismus aktiv diskutiert werden.

 

Kriterien für ein nachhaltigeres Programm / Aktivitäten sind u.a.

  • Die Nachhaltigkeitsaktivitäten und Herausforderungen der Unterkünfte werden vorgestellt und diskutiert.
  • Die angebotenen Aktivitäten schärfen das Bewusstsein für die biologische Vielfalt, die Tierwelt und kulturelle Aspekte wie Traditionen, Religion und Bräuche.
  • Insbesondere Aktivitäten, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind, werden angeboten.
  • Der Austausch mit der lokalen Bevölkerung (bspw. durch den Besuch lokaler Märkte) wird gefördert, um eine lokale Perspektive des Tourismus im Zielgebiet zu vermitteln.
  • Unternehmen, die sich einer nachhaltigen Unternehmensführung verschrieben haben und regional ansässig sind, werden bevorzugt.
  • Ein nachhaltiges Verhalten vor Ort wird gefördert, indem bspw. auf Einwegprodukte verzichtet, über das Abfallmanagement vor Ort informiert wird oder die Auswirkungen der Reise aktiv diskutiert werden.

Wie die Hinreise bietet auch die Rückreise viele Gelegenheiten, verantwortungsvolle Praktiken einzuführen und achtsames Verhalten zu fördern. Die Phase nach Ende der Reise bietet die Möglichkeit, in Kontakt zu bleiben. Dies ist ideal, um weitere Informationen zu liefern oder Feedback von den Gästen zu erhalten. Als motivierende Geste könnten sie sogar an ihre positive Wirkung erinnert werden.

 

Kriterien für eine nachhaltigere Rückreise und Nachbereitung der Reise sind u.a.

  • Gemeinsamer Transfer zum Flughafen / Bahnhof
  • Die Teilnehmer:innen werden um Feedback zur Reise gebeten, in dem das Erlebnis reflektiert, Nachhaltigkeitsaspekte und Verbesserungsmöglichkeiten thematisiert werden. Das Feedback wird analysiert und für die weitere Programmgestaltung berücksichtigt.
  • Den Teilnehmenden wird eine Zusammenfassung ihrer Reise mit weiteren Informationen zur Verfügung gestellt.
  • Außerdem wird den Teilnehmenden eine Zusammenfassung der Umweltauswirkungen der Reise, einschließlich des berechneten Fußabdrucks, sowie eine Übersicht über die Auswirkungen auf die lokale Gemeinschaft und Wirtschaft gesendet.
  • Der Veranstalter informiert über lokale Initiativen und wie diese unterstützt werden können