Der Deutsche Reiseverband (DRV) hat im Oktober 2021 ein Positionspapier veröffentlicht, das die zentralen Schritte zum Klimaschutz bei Geschäfts- und Urlaubsreisen benennt. Grundvoraussetzung ist ein verlässlicher Standard zur Ermittlung des CO2-Ausstoßes bei Reisen. Dieses Thema haben auch die Mitgliedsunternehmen der Nachhaltigkeitsinitiative Futouris e.V., die der DRV als Schirmherr unterstützt, für ihr gemeinsames Branchenprojekt gewählt: Ziel des Projektes „Klimabewusst reisen“ ist eine einheitliche Darstellung des Klima-Fußabdrucks am Point of Sale. Die Arbeiten zur Entwicklung des Klima-Standards haben im Februar begonnen.
Die Klimakrise steht nicht vor der Tür, sondern ist bereits in vollem Gang: Die Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt und Extremwetterereignisse wie Starkregen, Hitzewellen und Dürren nehmen zu. Immer mehr Menschen wollen nicht nur ihren Alltag klimafreundlicher gestalten, sondern auch ihren Urlaub, stehen dabei jedoch vor der Frage, wie sie klimaschonendere Reiseangebote erkennen können.
Auch die Tourismusbranche steht vor der dringenden Herausforderung, wie die Emissionen der angebotenen Reisen reduziert werden können, denn der globale Tourismus trägt mit rund acht Prozent (fünf Prozent entstehen durch Flüge, drei Prozent durch den Aufenthalt) aller Emissionen einen großen Teil zur globalen Erwärmung bei.
„Der erste Schritt zur Klimaneutralität ist Transparenz“, so Prof. Dr. Harald Zeiss, Vorstandsvorsitzender von Futouris. „Um zu erreichen, dass klimafreundlichere Reisen bevorzugt angeboten und gebucht werden, müssen die verursachten Emissionen zunächst einheitlich berechnet und dargestellt werden. Dies haben wir uns mit unserem neuen Branchenprojekt „Klimabewusst reisen“ konkret vorgenommen, um so bald wie möglich die Darstellung eines branchenweit einheitlichen Klima-Fußabdruck von Reiseangeboten an den Points of Sale zu ermöglichen“, so der Experte für nachhaltiges Reisen weiter.
„Die Reisewirtschaft bekennt sich zum Klimaschutz und unterstützt die langfristigen Ziele der Bundesregierung. Urlaubs- und Geschäftsreisen müssen klimafreundlicher werden. Das langfristige Ziel heißt klimaneutrales Reisen. Dazu sind große Anstrengungen notwendig, die einen breiten Rückhalt erfordern. Der DRV diskutiert in einem umfassenden Beteiligungsprozess mit allen seinen Mitgliedsunternehmen seine Position zum Klimaschutz. Dazu haben bereits acht Onlinekonferenzen stattgefunden, um die Reisewirtschaft in diesen wichtigen Prozess frühzeitig einzubinden. Gemeinsam mit Futouris treiben wir die Entwicklung eines verlässlichen Industriestandards beim CO2-Reisefußabdruck entschlossen voran. Zugleich sind wir bereits gemeinsam im Gespräch mit wichtigen weiteren Verbänden und Akteuren in Deutschland, Österreich und der Schweiz, um den Klimaschutz bei Reisen auf ein breites Fundament zu stellen. CO2-Emissionen entstehen vor allem durch die mit Reisen notwendigerweise verbundene Mobilität, auf die wir deshalb – neben der Unterbringung vor Ort – besonderes Augenmerk richten werden“, erklärt der Präsident des DRV, Norbert Fiebig.
Futouris e.V. und seine Mitglieder haben sich ebenso wie der DRV bereits frühzeitig zu den Vereinbarungen des Pariser Klimagipfels 2015 sowie den Zielen des Klimaschutzplans 2050 der Deutschen Bundesregierung bekannt. Mit dem Futouris Positionspapier zum Klimaschutz hat Futouris e.V. beschlossen, den Klimaschutz als Branchenprojekt zum Schwerpunkt der gemeinsamen Initiativen zu machen. Ziel ist, die absoluten Emissionen des Tourismus substanziell und messbar zu senken, um eine deutliche Reduzierung der klimaschädlichen Emissionen aus der Reisebranche bis zum Jahr 2030 und eine vollständige Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zu erreichen.
In der ersten Phase des gemeinsamen Branchenprojekts entwickelt Futouris in Kooperation mit dem Institut für nachhaltigen Tourismus GmbH einen einheitlichen Standard für die Klimabilanzierung von Reisen, um für alle Reiseangebote den konkreten Klima-Fußabdruck berechnen zu können. Ziel ist, einen Standard zu entwickeln, der die CO2-Emissionen aus den einzelnen Bestandteilen der touristischen Wertschöpfungskette abdeckt und gleichzeitig eine möglichst breite Akzeptanz und Anwendung innerhalb der gesamten deutschsprachigen Tourismusbranche findet.
In einem mehrstufigen Verfahren werden zunächst die vorhandenen Methoden überprüft und so Lücken identifiziert. Dabei wird auf den Erkenntnissen des Futouris-Patenprojekt der DER Touristik gemeinsam mit dem Zentrum für Nachhaltigen Tourismus (ZENAT) aufgebaut, in dem die bekanntesten Methoden und Tools anhand verschiedener Kriterien analysiert wurden. Im nächsten Schritt werden zusätzliche Berechnungsmethoden für potenzielle Lücken entwickelt sowie bereits bestehende Methoden verbessert. Im letzten Schritt werden alle Methoden zu einem Gesamtstandard zusammengeführt und dieser in einem branchenweiten Abstimmungsprozess in enger Kooperation mit dem DRV finalisiert, sodass der Standard in der gesamten Reisebranche akzeptiert und genutzt werden kann. Zudem soll ein tragfähiges Geschäftsmodell für die langfristige Anwendung des Standards entwickelt werden.
In der zweiten Phase des Projektes, ab Herbst 2022, werden die entwickelten Klimabilanzierungsmethoden des Standards in die bestehende touristische IT-Infrastruktur integriert, sodass die Emissionen der unterschiedlichen Reisebestandteile berechnet und an den Points of Sale (POS) darstellbar werden.
Das Projekt wird vollständig aus Beiträgen der Futouris-Mitgliedsunternehmen finanziert. Alle Informationen und regelmäßige Updates zum Projekt sind hier zu finden:
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