„Sustainable Food“ – so heißt das aktuelle Branchenprojekt von Futouris. Die Nachhaltigkeitsinitiative der Tourismuswirtschaft widmet sich dabei einer ganz zentralen Frage nachhaltigen Reisens: Wie können das Speisen- und Getränkeangebot in Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen nachhaltiger gestaltet und lokale Wertschöpfungsketten gefördert werden? Auf der diesjährigen ITB wurde als zentrales Ergebnis der ersten Projektphase ein Praxishandbuch zur Nutzung in Tourismusbetrieben vorgestellt. Nun werden die darin beschriebenen Empfehlungen in den Urlaubsländern in die Tat umgesetzt.
Reisen und Kulinarik sind für viele Urlauber untrennbar miteinander verbunden. Ob es um die Entdeckung unbekannter, exotischer Speisen oder den Genuss altbewährter Köstlichkeiten geht: Die Küche am Urlaubsort regt nicht nur die Geschmacksnerven an, sondern bringt einem im besten Fall auch Land und Leute ein Stück näher.
Deshalb haben sich die Mitgliedsunternehmen von Futouris im Herbst 2015 auf „Sustainable Food“ als neues Branchenprojekt geeinigt, in dem sich alle Mitglieder der Nachhaltigkeitsinitiative einbringen. Das umfassende Ziel: Zusammen mit ihren Vertragspartner:innen wollen die Mitglieder von Futouris das gastronomische Angebot in Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen nachhaltiger gestalten, lokale Wertschöpfungsketten fördern und so Urlaubsgästen die Chance geben, die ganze Vielfalt, Qualität und die Besonderheiten lokaler und nachhaltig produzierter Nahrungsmittel im Wortsinn zu „erleben“. Angenehmer Nebeneffekt: Die Gäste können so auch Impulse für ihre Ernährung im Alltag mitnehmen.
Jetzt sind wichtige Meilensteine des Projektes erreicht: Die Ergebnisse einer Grundlagenstudie des Teams um Prof. Dr. Dagmar Lund-Durlacher von der MODUL-University Wien zum Thema „Nachhaltige Ernährung“ wurden Anfang März auf der ITB in Berlin vorgestellt. Zielsetzung der Studie war es, den Status Quo von Nachhaltigkeitsaspekten in Bezug auf das Speisen und Getränkeangebot in Urlaubsdestinationen zu ermitteln. Analysiert wurden relevante Studienergebnisse, international anerkannte Zertifizierungssysteme, Best-Practice-Beispiele und Kundenwünsche. In Hotels auf Gran Canaria und in Antalya sowie auf einem Kreuzfahrtschiff wurden zudem Vor-Ort-Analysen durchgeführt.
Die Ergebnisse unterstreichen die Relevanz des Themas: 38 Prozent der Gäste stufen nachhaltige Ernährung im Urlaub als zentral ein. Dabei ist eine starke Tendenz zur „Regionalität“ zu erkennen, denn mehr als 60 Prozent der deutschen Reisenden bevorzugen regionales Essen – auch um andere Kulturen kennen zu lernen. Aber: Ein regionales Speisenangebot wird bislang von den meisten Leistungsträgern nicht als möglicher Wettbewerbsvorteil aufgegriffen und kommuniziert, obwohl dies aufgrund der hohen Präferenz der Kunden auf der Hand läge. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, da bei den befragten Hotels derzeit bis zu 60 Prozent der eingekauften Lebensmittel im Müll landet. Als Schlüsselfaktor für die Implementierung nachhaltiger Strategien hat sich die Bewusstseinsbildung durch Mitarbeiterschulung und Gästekommunikation herauskristallisiert.
Diese und weitere Ergebnisse der Studie flossen in ein anschauliches, englischsprachiges Praxishandbuch ein, das touristische Anbieter bei der Entwicklung, Umsetzung und Vermarktung von Angeboten nachhaltiger Ernährung unterstützt. Das Handbuch steht auf der Website von Futouris unter www.futouris.org/projekte/sustainable-food zum Download bereit.
Als zweites zentrales Ergebnis der Grundlagenstudie wurden konkrete Futouris-Projektvorschläge entwickelt, um die generierten Lösungsansätze in der Praxis zu erproben. Im März 2016 wählten die Futouris-Mitglieder nun zwei dieser Modellprojekte zur Umsetzung aus: Das erste Projekt zielt darauf ab, Hotelmitarbeitende in der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung zu schulen, während im Rahmen des zweiten Vorhabens Instrumente für die Gästeinformation im Bereich nachhaltiger Ernährung entwickelt und getestet werden.